Sommerreise 2024 – unsere Harzreise Teil 1
„Auf die Berge will ich steigen, wo die dunklen Tannen ragen, Bäche rauschen, Vögel singen und die stolzen Wolken jagen.“ – diese Zeilen schrieb Heinrich Heine nach seiner Harzwanderung im Herbst 1824. 200 Jahre später machten auch wir uns auf den Weg in dieses Mittelgebirge. Allerdings nicht zu Fuß, sondern ganz komfortabel im Reisebus.
Unser Ziel war Stolberg, eine kleine mittelalterliche Stadt im Südharz. Auf dem Berg thront das Stolberger Schloss, mit schönem Blick auf die sich durch 4 enge Täler schlängelnde Stadt mit ihren über 380 Fachwerkhäusern. Kein Haus gleicht dem anderen.
Auf dem Marktplatz erinnert ein Denkmal an den Reformator Thomas Müntzer, er wurde hier geboren. Der Theologe stellte sich im Bauernkrieg auf die Seite der Bauern gegen die Fürsten, 1525 wurde er dafür hingerichtet. Auch Juliana zu Stolberg stammt aus dieser Stadt (geb. 1506). Sie war die Mutter von Wilhelm von Oranien und gilt deshalb als Ahnfrau des niederländischen Königshauses.
Die hiesige kulinarische Spezialität sind Stolberger Lerchen: Würstchen, die gut zu deftigen Speisen passen. Fürst von Pückler und auch Bismarck sollen sie als sehr wohlschmeckend gelobt haben. Beim abendlichen Büffet hatten auch wir die Gelegenheit, die „Lerchen“ zu probieren. Die Wirtin erzählte uns, dass beim Braten durch die entweichende Luft ein Pfeifton entsteht, deshalb der Name.
Unser erster Ausflug führte uns zum Zisterzienserkloster Walkenried, UNESCO Weltkulturerbe. Im 12. und 13. Jahrhundert lebten hier ca 100 Mönche nach dem Prinzip: Bete lese und arbeite. Sie erwiesen sich als kluge Geschäftsleute, der Orden besaß u. a. mehrere Bergbau-Hütten und Waldgebiete. Damals war Walkenried eines der reichsten Zisterzienserklöster. Besonders beeindruckend sind die zahlreichen, mit viel Fachwissen angelegten Teiche mit ihren Dämmen und Gräben. Sie prägen bis heute die Landschaft. Diese Zeitreise zurück ins Mittelalter war ein gelungener Auftakt unseres Reiseprogramms.
Auf der Rückfahrt machten wir noch einen Abstecher zur Rhumequelle. Sie ist mit einem durchschnittlichen Wasserausstoß von 2.500 Litern pro Sekunde die drittgrößte Quelle Europas. Der kleine See lag ganz ruhig da, von dem gewaltigen unterirdischen Sprudeln sahen wir nichts. Leichter Nebel waberte über dem Wasser, ein sehr malerischer Anblick.
Am nächsten Tag fuhren wir mit der Schmalspurbahn. Eine fauchende und zischende Dampflok zog unseren Waggon gemächlich durch das Selketal von Alexisbad bis nach Quedlinburg. Hier erwarteten uns schon die Stadtführer, um uns durch die schmalen kopfsteingepflasterten Gassen rund um den Marktplatz zu lotsen, vorbei an prachtvollen, viele Jahrhunderte alten Fachwerkhäusern. Wir erfuhren, dass die „Schiffskehlen“, die wie umgekehrte Schiffskiele aussehen, ein Fachwerk-Schmuckmotiv des 16. Jahrhunderts sind - mit diesem Fachwissen können wir in Zukunft glänzen! Ein Café, das sich über 7 Häuser erstreckt, erwies sich als Bermudadreieck: Einige von uns verschwanden dort. Doch keine Sorge, sie sind alle bestens gelaunt wieder aufgetaucht.
Auf der Rückfahrt setzte unser Busfahrer noch ein paar Wanderfreunde am Auerberg ab: Wir wollten den Gipfel erklimmen, auf dem das Josephskreuz steht, ein fast 40 m hoher Aussichtsturm aus Stahl. Leider war es schon zu spät, um den Turm hochzusteigen. Na egal, der Blick in die Ferne war auch von seinem Sockel aus wunderbar und so schafften wir den teilweise ganz schön matschigen Abstieg fast auf die Minute genau bis zum Abendessen.
Text/Bilder: Marion Bauer
Datum: 2024_08
Sommerreise 2024 – unsere Harzreise Teil 2
Tag 3 unserer Reise führte uns nach Wernigerode. Zuerst besichtigten wir die nahe gelegene Brauerei in Hasserode. Im Siedehaus erhielten wir interessante Einblicke in den Bierbrau-Prozess, wir konnten durch Glasscheiben direkt in die riesigen Bottiche hineinschauen. In dem Raum war es mächtig warm und so waren wir froh, als wir wieder hinaus in die frische Luft gelangten und uns bei einer ausgiebigen Brotzeit inklusive Bier-Verkostung erholen konnten.
Die „bunter Stadt im Harz“ (Hermann Löns) erkundete dann jeder nach eigenem Gusto. Die einen schlenderten durch die Innenstadt mit dem markanten Rathaus und den vielen Fachwerkhäusern, die anderen besichtigten das Luftfahrtmuseum oder erstiegen den Schlossberg. Die Hauptattraktion der Stadt ist der Bahnhof Westerntor, von hier aus starten die Dampfloks auf den Brocken. Übrigens hat die Harzer Schmalspurbahn (HSB) längst damit begonnen, nach einer umweltfreundlichen Alternative für die Befeuerung der Züge mit Steinkohle zu suchen, ohne dadurch den Dampfzug-Charakter zu verlieren. Der technische Direktor der HSB formuliert es so: „Es muss fauchen und zischen“. Man ist da bereits auf einem guten Weg.
Unser Ziel am letzten Tag der Reise war Thale. Ein Teil unserer Gruppe nahm den Wanderweg entlang der Bode, ein enges Tal mit schroffen Klippen und spektakulären Ausblicken. Wer lieber etwas gemütlicher unterwegs war, fuhr mit dem Sessellift auf die Roßtrappe, einem rund 400 Meter hohem Felsen aus Granit, der einen weiten Blick ins Harzer Vorland, ins Bodetal und auf den Brocken bietet. Der Name leitet sich von einem hufförmigen Abdruck im Felsen ab: Der Sage nach floh einst die Königstochter Brunhilde vor dem wilden Ritter Bodo. Sie sprang mit ihrem Schimmel über einen tiefen Abgrund auf den Felsen (daher der Hufabdruck), ihrem liebestollen Verfolger gelang dieser waghalsige Sprung nicht, er stürzte in die Schlucht.
Die letzte Etappe des Tages war die Fahrt auf den Hexentanzplatz. Hier sammeln sich alljährlich in der Walpurgisnacht die Hexen und Teufel zu wilden Festen. Wer den Harz besucht, muss diesen sagenumwobene Platz mal gesehen haben. Viel Tourismus - aber beeindruckende Ausblicke ins Harz-Panorama.
Unsere Reise war toll, Günter hat sich bei der Planung viel Mühe gegeben: Ein prima Hotel, attraktive Tagestouren und für jeden war etwas dabei, Brigitte hat unsere Extratouren begleitet. Vielen Dank, das habt Ihr fein gemacht!
Text/Bilder: Marion Bauer
Datum: 2024_09