EBV-Schnappschüsse
   

Unsere EBV-Sommerreise 2023 nach Sachsen-Anhalt

Ein Reisebericht von Brigitte Schildt 



Bevor Günter uns diese Reise vorstellte, hatten wir „fast“ keine Ahnung wo Bad Lauchstädt liegt. Das Internet war hilfreich: In Sachsen-Anhalt, 30 km südlich von Halle, mit einigen interessanten Ausflugszielen in der Umgebung.  Leider hatte das Kurpark-Hotel kein Schwimmbad. Die Abkühlung hätte uns gut getan nach der Hitze, die uns tagtäglich begleitete. Dafür gab es einen idyllischen Licht hof für die Abende und schmackhafte Tafelfreuden, die uns jeden Abend immer wieder ausführlich beschrieben wurden, bevor der Run an das Buffet losging.

Nach dem üppigen Frühstück erwarteten uns die Kurparkführer:In, beide sehr freundlich und geschichtsversiert. Getrennt in zwei Gruppen folgten wir Ihnen. Wir bestaunten das Goethe-Theater, in dem seit 55 Jahren von April bis Oktober Theaterstücke, Konzerte, Singspiele und Lesungen aufgeführt werden. Der historische Kursaal ist eine Augenweide, hier zu Walzern sein Tanzbein zu schwingen hätte schon was. Wir spazierten durch den Kurpark, mit Herzog-Pavillon, waren im 200 Jahre alten Badehaus, besichtigten das Neue Schillerhaus, genossen die Kühle unter belaubten Kurwegen und bei den Wasserspielen.

Bad Lauchstädt hat sein „Bad“ im Namen behalten, weil es über eine Heilbrunnen-Quelle verfügt. Aber die guten alten Zeiten als „Sächsisches Pyrmont“ bezeichnet, mit seinen Luxus- und Modebädern gehören nun der Vergangenheit an. Viele Prominente waren in Bad Lauchstädt zu Gast: Goethe, Schiller, Wagner, Genscher ...... Im Mai 2018 wurde das Kursaal-Foyer in „Genscher-Saal“ umbenannt. Der Ort hat noch sein Schloss, welches aber als solches nicht mehr genutzt wird, es dient jetzt für Wohnungen. Am Nachmittag stand der Geisetalsee auf dem Plan. Der größte künstliche Binnensee, der als Rekultivierungsmaßnahme aus dem Braunkohleabbaugebiet Geisetal entstand. Zufluss bekommt er aus der Saale. Überall „Βötchen“, das wäre jetzt toll bei dem heißen Wetter.

Aber daraus wurde nix, denn wir hatten Montag und das sagt doch alles oder? Und es war auch gut so, denn eine riesige schwarze Gewitterfront zog auf und wir beeilten uns, schnell in den Bus zu kommen. Nach dem Verlassen des Parkplatzes ergoss sich die Regenflut mit Hagelkörnern und orkanartigen Böen über den Bus. Aquaplaning und schlechte Sicht forderten die ganze Aufmerksamkeit von Reiner. Äste, die auf der Straße lagen, fegte der Sturm weg. Dank Reiner kamen wir unversehrt zum Hotel zurück, wo uns erneut ein köstliches Abendessen erwartete. Mitten in der Nacht ging ein heftiges Blitzgewitter los, die Sirenen heulten und es schlug in das Stromnetz des Hotels ein. 

Am nächsten Morgen schien die Sonne, als ob nichts gewesen wäre. Heute warten große Highlights auf uns: das Kyffhäuserdenkmal, das Rosarium bei Sangerhausen und zwei „Geburtstagsfeiern“. Auf zum Kyffhäuser und Denkmal in Deutschlands kleinstem Mittelgebirge. Über die Fahrstraße kommt man zu Fuß zur Burganlage hinauf und auch wieder hinunter. Bequemer ging es mit dem Shuttlebus.

Die Sage berichtet, dass Kaiser Barbarossa im Inneren des Gebirges schlafen soll. In seiner Zeit entstand einer der größten mittelalterlichen Reichsburgen. Das 81 m hohe Denkmal wurde zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtet. Und nun haben wir auch dieses drittgrößte Denkmal gesehen, neben dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfa lica. Vom Turm hat man eine sagenhafte Aussicht auf die reizvolle Landschaft des Kyffhäuser Gebirges. Aber nur, wenn man sich traut hinauf zu steigen. Ich nicht! Im Burg hof erholten wir uns von den „Strapazen“, bevor es Zeit wurde, zum Bus zurückzugehen. Unten erwartete uns ein schattiges Plätzchen und Elkes Geburtstagsumtrunk. Es wurde ordentlich und ausgiebig gesungen. 

Nun aber hurtig in den Bus, die Fahrt geht weiter nach Sangerhausen. Das Rosarium, Europas größte Rosenausstellung! Ein bisschen zur Geschichte: Anlässlich eines deutschen Rosenkongresses wurde im Jahre 1903 das Rosarium eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt wuchsen hier bereits 2000 verschiedene Rosen. Viele historische Rosensorten aus aller Welt wurden angebaut und der Park erhielt seinen Flair durch die ständig wachsende Kletterrosensammlung. Auf dem gesamten Areal werden 8600 Rosenarten und -sorten gezeigt, die auch aus verschiedenen Ländern der Welt stammen. Die Wildrosensammlung ist die Größte der Welt. Bis zu 80.000 Rosenstöcke wurden angepflanzt, davon 300 verschiedene Baum- und Straucharten. Ein einzigartiges Duft- und Farbenspiel hätte uns erfreuen können, wenn die heißen Tage nicht gewesen wären, so waren bereits viele Rosen am Verblühen. Dennoch, Rosenliebhabern geht hier das Herz auf. Wo gibt es so viele Arten auf einmal zu sehen: Schwarze Rosen, Grüne Rosen, Stacheldrahtrosen, historische Rosen, Kletter-, Beet-, Mini-, Strauch-, Wild- und echte Ölrosen. Das Rosarium erhielt 1993 den Titel „Europa-Rosarium“ und Sangerhausen wurde zur „Rosenstadt“ ernannt. Das Schlendern durch die Anlage mit wenigen schattigen Plätzen war etwas ermüdend, sodass wir zur vereinbarten Zeit zum Bus zurückkehrten. Hier erwartete uns das zweite Geburtstagskind Irene mit ihrem Umtrunk. Unsere Kondition hatte schon etwas nachgelassen, aber wir gaben stimmlich alles, bis ich heiser wurde. Zurück, denn ein Festmahl erwartet uns. Erneutes Blitzgewitter in der Nacht störte uns, aber es war nicht so heftig wie zuvor.

Wir haben Bergfest und es geht in die Stadt Halle mit Besichtigung der Halloren-Schokoladenfabrik. Genuss pur mit anschließendem Kaufrausch! Der Trabi auf dem Parkplatz war mit Aufklebern versehen und man konnte erahnen, was die Firma Halloren an Leckereien zu bieten hat. Hier sind wir genau richtig. Die Führung war sehr interessant gestaltet, sie führte durch die Geschichte bis in die Gegenwart. Wir erfuhren viel Lehrreiches über die Entstehung und Herstellung der schokoladigen Köstlichkeiten. Seit 1804 bis heute werden die Hallorenkugeln in Halle produziert, ein Exportartikel der seinesgleichen sucht. Das Zimmer aus Schokolade ist die größte Attraktion in der Halloren-Erlebniswelt. Es ist etwa 17 qm groß. komplett mit Möbeln, Figuren und Accessoires bestückt und alles aus Schokolade hergestellt. Der Schokoladenkünstler Gerhard Petzl und die Halloren Chocolatiers haben rund 5000 Stunden daran gearbeitet und 1,5 to Schokolade verbraucht. Wer möchte da nicht gerne mal Mäuschen sein? 

Den Nachmittag durften wir nach gut Dünken selbst gestalten. Ein bisschen Sightseeing auf eigene Faust, kleines Mittagessen und die Kehle besänftigen. Die anderen Mitreisenden wählten die bequeme Rückfahrt mit Reiner. Wir, nicht das doppelte Lottchen, sondern Brigitte 1+ 2 verbrachten den Nachmittag mit unserer ehemaligen Sportfreundin in ihrer Heimatstadt. Mit der HVV-Karte fuhren wir per Bus nach Bad Lauchstädt zurück. Abends wieder lecker gespeist und anschließend im Lichthof den Tag zu Ende gehen lassen.

Und was liegt noch an? Die Dom- und Hochschulstadt Merseburg an der Saale. Die Stadtführer standen schon parat und Herr Brückner begleitete unsere Gruppe. Merseburg ist eine der ältesten Städte in Sachsen-Anhalt. Das Domviertel mit seinem einmaligen Ensemble aus Dom St. Johannes und Laurentius, Schloss und Kapitelhaus, mit dem Schlossgarten und dem Ständehaus ist in Mitteldeutschland einmalig. Der Dom gehört mit den mitteralterlichen und neuzeitlichen Kunstwerken zu den außerordentlichen Sehenswürdigkeiten an der Route „Straße der Romantik“. Hat jemand schon mal etwas von den Merseburger Zauberformeln gehört? Der erste ist ein Lösezauber, der zur Befreiung von Gefangenen eingesetzt wurde und der 2. Spruch ist ein Heilungszauber, der gegen verrenkte Pferdefüsse helfen sollte. Und was hat es mit den beiden Raben im Käfig auf sich? Die Sage berichtet von Bischof Thilo von Trotha, der einen goldenen Siegelring besaß, ein Geschenk des Bischofs von Naumburg. Eines Morgens ließ er ihn am offenen Fenster liegen und bemerkte nach kurzer Abwesenheit den Verlust des Ringes. In seinem Zorn bezichtigte er seinen langjährigen Diener des Diebstahls. Obwohl der Diener seine Unschuld beteuerte, ließ er ihn hinrichten. Der Ring wurde später in einem Rabennest gefunden. Als Mahnung, kein Urteil mehr im Jähzorn zu fällen, ließ der Bischof im Schlosshof einen Käfig bauen. In diesem sitzen seitdem zwei Kolkraben. Schön ist es hier, Merseburg ist bezaubernd! Die Wärmemachte uns aber zu schaffen und meine Kehle war am Austrocknen. Jetzt eine kühlende Erfrischung: Limonello mit Secco und Eis, wunderbar!!

Die Pause währte nicht lange, denn die Himmelscheibe wartet darauf, von uns erlebt zu werden. Vor über 3600 Jahren wurde die Himmelsscheibe geschmiedet. Sie wurde von Raubgräbern bei Wangen entdeckt. Nach Sicherstellung ging ihre Geschichte um die Welt. Sie ist die älteste konkrete Darstellung des Kosmos weltweit. Seinerzeit war man schon mit der Himmelsscheibe in der Lage, Kalendertermine zu bestimmen und den Sonnen- mit dem Mondkalender zu verbinden. Was es mit der Astronomie der Himmelsscheibe auf sich hat, zeigte uns das Planetarium der Arche Nebra. Das Original der Himmelsscheibe von Nebra ist nur jetzt nur noch im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu sehen.

Am Abend wartete die „Henkers Mahlzeit“ auf uns. Danach war Koffer packen angesagt und ein letztes Mal den Abend fröhlich ausklingen lassen. Bloß nicht sofort nach Hause fahren, denn eine Attraktion sollten wir noch sehen: Das Panoramamuseum in Bad Frankenhausen. Ein Monumentalbild von Werner Tübke über die Entscheidungsschlachten der deutschen Bauernkriege, aus Anlass des 450sten Jahrestages des Bauernaufstandes. Das Panorama wird auch als „Sixtina des Nordens“ mit 14 m Höhe und 123 m Umfang bezeichnet. Von der Auftragsannahme bis zur Fertigstellung sind 10 Jahre vergangen und mehr als 15 Mitarbeiter halfen Tübke, das Werk zu vollenden. Die feierliche Eröffnung des Museums fand im September 1989 statt. Für meine Begriffe, ist es nichts für zart besaitete Seelen! Mir hat es geholfen, die Brille abzunehmen, somit waren die Konturen verschwommen.

Eine angenehme Reise ging zu Ende mit vielen neuen Eindrücken und schönen Erlebnissen! An dieser Stelle möchte ich allen, die mitgefahren sind, sehr herzlich danken für ein angenehmes, entspanntes, hilfsbereites und harmonisches Miteinander. Danke Günter für die sorgfältige Organisation und Durchführung der Reise. Danke Reiner für die sicheren Fahrkünste, die freundliche Reisebegleitung und die gute Versorgung während der gesamten Tour. Danke sagen wir dem Team des Kurpark-Hotels für vielfältige und schmackhafte Speisen, der freundlichen Bedienung und dem aufmerksamen Zimmerpersonal.

Datum: 2023_09
Text: Brigitte Schildt
Fotos: EBV-Mitglieder