EBV-Schnappschüsse
   

Kellinghusens Park

Die heutige Eppendorfer Landstraße ist die älteste Straße in Eppendorf. Sie hieß in dörflichen Zeiten "Landweg" und lag im Eppendorfer Gartenviertel. Hier lag auch der Garten des ehemaligen Bürgermeisters Kellinghusen. Damals reichte das Grundstück bis an den Isebekkanal, denn die heutige U-Bahn gab es noch nicht.

Der Garten hatte im 18.Jahrhundert oft wechselnde Besitzer, die aus dem Ausland nach Hamburg einwanderten. So z.B. aus Italien, Frankreich und Belgien. Das hatte zur Folge, dass jeder besondere Bäume oder Pflanzen aus seiner Heimat mitbrachte. Am Durchgang zur Landstraße steht immer noch eine seltene Sumpfzypresse, die heute etwa 250 Jahre alt ist.

Kellinghusen Büste im Rathaus Kellinghusen Büste im Rathaus

Im März 1842 verkaufte der Kaufmann Johann Paul Friedrich Dankert das Anwesen mit ca. 20 000 qm an Bürgermeister Heinrich Kellinghusen. Kellinghusen war der letzte Bürgermeister alter Ordnung. Das bedeutet, er wurde 1831 in den Senat berufen und 1842 vom Senat „lebenslänglich“ zum Bürgermeister erwählt. Er profilierte sich als konservativer Politiker. Während der Revolution 1848 nutzte er dieses Anwesen für sich und seine Familie als Zufluchtsstätte.

Ab 24.11.1859 galt die „neue Ordnung“ wonach eine gewählte Bürgerschaft ein erhebliches Mitspracherecht bei der Wahl der Senatoren erhielt. Um den Weg für Wahlen nach der neuen Ordnung frei zu machen, trat Kellinghusen von seinem lebenslänglichen Amt zurück.

BUND Jugendhaus BUND Jugendhaus

Auf dem Gelände befanden sich Wohnhäuser, kleine Gebäude, Gewächshäuser Pferde- und Schafstall. Das heute noch vorhandene kleine Reetdachhaus, welches heute vom BUND für seine Kinder- und Jugendarbeit genutzt wird, war der ursprüngliche Kuhstall. Dieses Haus brannte drei mal, 1937, 1987 und 2014 ab und wurde jedesmal wieder aufgebaut.

Weiter gab es eine Sonnenuhr aus Weißem Marmor und einen Fischteich, verzweigt mit Brücken. Reste davon sind noch vorhanden. Am Isebek besaß Kellinghusen eine Wiese (den sog. Untergarten) mit ebenfalls etwa 20 000 qm. Garten und Wiesen waren mit einem langen schmalen Weg verbunden. Nach seinem Tod 1879 erbte seine älteste Tochter Maria, die mit dem Landrichter Carl August Schröder verheiratet war, das Gelände.

Im Sprachgebrauch wurde daraus daher langsam „Schröders Garten, Landhaus oder Villa“. Auch Schröder wurde im Verlaufe seiner Karriere viermal zum Bürgermeister gewählt. Zu seiner Zeit wurde der Rasen im Garten englisch kurz gehalten. Es standen dort nur wenige Bäume, so ein Tulpenbaum, eine amerikanische Eiche, ein Magnolienbaum und eine mächtige alte Rotbuche.

Bis 1925 befand sich der Garten im alten Zustand. Für den Fall des Verkaufs gab es einen Bebauungs- und Aufschließungsplan. Dieser sah die Errichtung von mehrstöckigen Häuserzeilen auf dem gesamten Gelände vor. Ein Park war also nicht geplant. Um diesen Plan umzusetzen, hätte die Stadt die Eigentumsrechte von der Familie Schröder erwerben müssen. Bei Errichtung eines Parkes wäre dann unter Anderem die Grundsteuer ausgefallen und die Aufschließungsarbeiten hätten den Haushalt zusätzlich belastet.

Aber es kam anders. Das Hochbauwesen der Baudeputation wollte zumindest einen kleinen Teil des Parkes erhalten. Deren Plan sah eine weitere Parallelstraße zum Woldsenweg vor, sowie eine querverbindende Straße parallel zur Eppendorfer Landstraße zum „Rehagen“ der heutigen Gustav-Leo-Straße. Alle Straßen wären mit den gleichen großen Wohnhäusern, wie sie hier heute stehen, vollständig bebaut worden.

Kellinghusenpark Kellinghusenpark

Am östlichen Rand wurde der Park jetzt durch die U-Bahn begrenzt. Als kleiner Rest des Parkes wäre der kleine Teich mit seiner umgebenden Rasenfläche übrig geblieben. Trotz erheblicher finanzieller Bedenken stimmte die Finanzdeputation dem Plan zu. Sie befürchtete, dass die Baudeputation sonst noch viel größere, unhaltbarere Forderungen stellen würde. Der Senat stimmte dem Plan am 23.12.1925 zu. Darauf verkaufte Familie Schröder am 29.12.1925 den Garten an die Stadt.

Aber.... schon damals wurde trefflich um Bäume gestritten. Es gab es eine etwa 300 Jahre alte prächtige Blutbuche. Sie hatte in der Krone einen Umfang von ca 25 m und einen Stammdurchmesser von ca 2 m. Ebenso ging es um den schon zitierten indischen Tulpenbaum und die Sumpfzypresse. Diese Bäume wären durch die geplante Bebauung vernichtet worden.

Darum lehnte der Direktor des Gartenbauwesens Otto Linne den Plan ab. Die Finanzdeputation bestand jedoch mit der recht flapsigen Bemerkung, der Zweck des Parkes bestünde lediglich darin, „alten Leuten einen ruhigen Aufenthalt an frischer Luft zu gewähren“ auf dem Plan. Nach anfänglichem Zögern unterstützte Baudirektor Fritz Schumacher Otto Linne. Es wurden daraufhin verschiedene Pläne zur Gestaltung und Erhalt entwickelt. Ursprüngliche Überlegungen sahen im Kernbereich einen Kinderspielplatz und ein Planschbecken vor. Da dieses jedoch als ruhestörender Lärm angesehen wurde ( schon 1926!!) wurde das Vorhaben wieder verworfen. Der Park war ja für alte Leute gedacht.

So wurde der Kinderspielplatz an den Rand zur Goernestraße verlegt. Das Grundstück gehörte übrigens damals der Familie Knauer. Doch die Mehrheit des Senats wollte aus Kostengründen den Plan. Nach Rücksprache mit den Fraktionen der Regierungsparteien der Bürgerschaft wurde im Wesentlichen der Senatsbeschluss bestätigt. Daraufhin entstand eine öffentliche Diskussion, die zur erneuten Debatte in der Bürgerschaft führte. Daraus entstand der zweite Plan. Dieser stellt den heutigen Stand des Parkes dar.

Gott sei Dank wurde auf die zwei zusätzlichen Straßen verzichtet und die wertvollen Bäume gerettet. Um die Rotbuche zu retten, wurde sogar der Durchgang zur Eppendorfer Landstraße einige Meter in Richtung Eppendorfer Markt verlegt.

Die Finanzdeputation erhielt einen Ausgleich durch eine größere Randbebauung des Haynspark. (siehe dort) Die Rotbuche stand bis zum Ende der 50er Jahre und mußte dann wegen Pilzbefalls gefällt werden. Der Standort ist noch immer durch das mit Steinen gekennzeichnete Rondell zu erkennen.

Durch die fast abgeschlossene Lage zwischen Bahndamm und Häusern ist dieser Park eine einmalige Idylle und Oase geworden, in der nicht nur "alte Leute einen ruhigen Aufenthalt an frischer Luft" haben. Durch die modernen U-Bahnzüge werden nach und nach auch diese immer leiser.

Heute beherbergt der Park auch Eppendorfs erste und kleinste Hundeauslauffläche. Der Parkeingang an der Goernestraße wird bald einen völlig neuen Charakter durch das geplante Parkhaus für Fahrräder erhalten. Aber genau genommen wird das Parkhaus nicht auf Kellinghusens Gartengelände stehen, sondern auf dem ehemaligen Grundstück der Familie Knauer.

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Text: Hans-Helmut Homann - Quellen-Angaben