EBV-Schnappschüsse
   

Die Alster um 1875 (Gründungsjahr des EBV)

Wenn wir heute das große Alsterbecken zwischen dem Hayns Park und dem Winterhuder Kai sehen, genießen wir die Großzügigkeit dieser Anlage. Bevor diese Bucht so ausgebaut wurde, war die Alster hier ein kleiner Wiesenfluss, der sich in sehr vielen Windungen dahinschlängelte. Die natürliche Strömung der Alster endete vor dem Ausbau des Streeks ungefähr bei der Winterhuder Brücke. Ab hier machte sich der Stau des Wassers vom Jungfernstieg bemerkbar. Das natürliche unberührte Alstertal zwischen Fuhlsbüttel und Eppendorf konnte nicht bebaut werden, weil die Alster regelmäßig nach der Schneeschmelze Hochwasser führte und das ganze Wiesental überschwemmte. Von Süden her gesehen schlängelte sich der Fluss vor der Brücke auf der heutigen Winterhuder Seite dahin, während sich auf der Eppendorfer Seite ein toter Seitenarm befand, der „Dovenstreek“ oder auch „der Schlät“, wie er auf einer Karte von 1774 bezeichnet wird. Die Bucht im Hayns Park, beim Bootshaus Silwar, ist der kleine Rest, den es davon heute noch gibt. 

Der tote Seitenarm der Alster, der „Dovenstreek“ (Archiv EBV) Der tote Seitenarm der Alster, der „Dovenstreek“ (Archiv EBV)

Dazwischen befand sich eine Halbinsel, der Reiherstieg. Dieser reichte zunächst bis etwa 30m hinter die Brücke, wurde aber wegen der aufkommenden Alsterschifffahrt bis zur Brücke weggebaggert. Für die immer größer werdende Stadt Hamburg diente die Alster als Transportweg für alle erdenklichen Güter, insbesondere nach dem großen Hamburger Brand von 1842 für große Mengen an Baumaterial, für die Eppendorfer Bauern als schneller Weg für täglich frische Milch und Gemüse. 

Die Transportkähne wurden größer und damit erwiesen sich vor allem die sehr zahlreichen Windungen als Hindernis. 

Ewer am Winterhuder Kai um1900 Ewer am Winterhuder Kai um1900. Die Alsterschleife im Hintergrund führte ungefähr bis zum heutigen Bootshaus Barmeier. Die Wiesen sind heute Wasserfläche. (Archiv EBV)
Bootshaus Silwar heute Bootshaus Silwar heute - Foto: © Michael Wagner

Erste aktenkundige Hinweise auf Planungen für einen „projectirten Alster-Canal“ zwischen der Winterhuder Brücke und dem Mühlenteich finden sich aus dem Jahr 1873 im Zusammenhang mit dem damals geplanten Neubau der Winterhuder Brücke. Da die noch vorhandenen Akten aus jenen Jahren leider recht Lückenhaft sind, kann man nur vermuten, dass die Planungen des Projektes schon älter sind. Als Begründung wird beim Bau der Brücke 1877 nur vage von einer eventuell späteren Regulierung der Alster zur Ausweitung der Dampfschifffahrt gesprochen. 

Hans-Helmut Homann