Demonstrativer Rundgang für bessere Beleuchtung
Es war ein toller, bunter Vorabend. Trotz Schietwetter waren sie angerückt: Rund 80 meist ältere Menschen, ausgestattet mit Schirmen, Regenjacken, Ponchos und Taschenlampen setzten am Abend des 27.März 2019 ein Zeichen für mehr Licht in Wohnstraßen. Die Senior*innen protestierten zugleich gegen Stolperfallen – und forderten, die Straßen sicherer zu machen. Seniorenbeirat Hamburg-Nord, EBV und martini·erleben hatten zu der Veranstaltung aufgerufen. Unterstützung gab es vom Sozialverband Deutschland, Barrierefreies Hamburg e.V. und der Kirchengemeinde St. Martinus-Eppendorf.
Die Polizei sprach zwar nur von 48 Teilnehmenden, doch das war die Anfangszahl als wir uns vor „Martini44“ versammelten. Werner Hansen vom Seniorenbeirat verteilte Taschenlampen, für die 20 Ordner gab es blinkende Armbänder. Zunächst posierten wir für ein Foto mehrerer Tageszeitungen, dann begann der Rundgang durch das Quartier. Eine Dame im Rollstuhl verriet mir schmunzelnd, sie sei noch nie auf einer Demo dabei gewesen, andere rechneten in 10 Jahres-Sprüngen zurück, wann sie das letzte Mal für eine gute Sache auf der Straße waren.
Das "Abendblatt" hatte in einem großen Artikel auf unsere Demonstration hingewiesen. Daher – und weil wir gute Öffentlichkeitsarbeit vorab geleistet hatten - waren auch zahlreiche Reporter von Zeitung, Radio und TV angerückt. Petra Sellenschlo vom Seniorenbeirat sagte im Interview: „Die Straßenlaternen stehen mit 60 Metern zu weit auseinander. 30 Meter wären sinnvoll“. „So ist das unangenehm. Man sieht keine Unebenheiten auf dem Gehweg“, ergänzte Heidemarie Lange von martini·erleben.
Auch einige Kandidaten für die Bezirksversammlung blickten in die Kamera. Unisono versprachen sie, das Beleuchtungsproblem aufgreifen zu wollen - wenn sie gewählt werden. Der zuständige Landesbetrieb „Hamburg Verkehrsanlagen GmbH“ hatte zuvor mehrfach auf Hamburg-weite Standards verwiesen, sobald die Forderung nach besserer Beleuchtung gestellt wurde. Thomas Domres, stellvertretender EBV-Vorsitzender, schimpfte: „Die sagen, das steht in den Richtlinien. Aber wenn man diese sehen will, heißt es, diese Papiere sind vertraulich.“
Obwohl wir eigentlich auf den Bürgersteigen bleiben wollten, machte die Polizei zeitweise die Zufahrt zur Fricke- und Schedestraße dicht. Vor allem aus den Stiftswohnungen kamen immer noch Interessierte dazu. Der „Rote Platz“ war zweiter Sammelpunkt, dann ging es in Richtung Tarpenbekstraße und parallel durch die Geschwister-Scholl-Straße wieder zurück. Nach einer knappen Stunde war unsere feine kleine Demo zu Ende.
Die Leser*innen des "Eppendorfers" hatten zuvor innerhalb weniger Tage 19 Gehwege im Stadtteil gemeldet, die düster sind. „Sind denn nur die Eppendorfer Fußwege besonders dunkel?“ wollte ein Reporter abschließend von mir wissen. „Nein“, habe ich geantwortet, „dunkle Wohnstraßen gibt es in allen Stadtteilen“. Daher wird unsere kleine Aktion wohl nicht die letzte gewesen sein, die dazu in Hamburg stattgefunden hat. In Langenhorn und Barmbek werden schon Pläne geschmiedet. Schön wäre auch, wenn der Landes-Senioren-Beirat sich des Themas annehmen würde.
Ausschnitt aus dem "Eppendorfer" März '19
Und das Rathaus? Die Bürgerschaft sollte die Beleuchtungs-Sparbeschlüsse aus den frühen 90ern korrigieren! Wir wissen: Bessere Beleuchtung wird teuer. Daher wird man nicht mit einem Schlag alle Gehwege hell erleuchten können. Aber die Techniker des Landesbetriebs könnten mit einem Pilotprojekt starten: z.B. in Eppendorf! Unterdessen haben die Politiker im Regionalausschuss vom Unternehmen bereits Akteneinsicht zu den – noch geheimen - „Standards“ gefordert.
Text und Bilder: Hans Loose